Martin Hürlimann

*12.11.1897 Zürich ZH †04.03.1984 Zollikon ZH

Heimatort(e)
Zürich ZH
Tätigkeit(en)
Fotograf
Bildgattung(en)
Personen,
Porträt,
Landschaft,
Reportage,
Architektur,
Presse,
Ethnologie,
Musik,
Reise
Weitere Tätigkeit(en)
Verleger, Publizist, Fotograf
Arbeitsorte
Zürich ZH
Berlin DEU
Indien IND 1926 –
Myanmar MMR 1927 –
Thailand THA 1927 –

Biografie

Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Hans Jakob Wehrli.
Ehrenmitglied Gesellschaft Deutscher Lichtbildner (1966).
Korrespondierendes Mitglied Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh).

Martin Hürlimann, Sohn von Brauereibesitzer Albert Heinrich und Bertha, geborene Hirzel, absolvierte das Gymnasium in Zürich, Zuoz und an der Kantonsschule Frauenfeld. In Zürich, Leipzig und Berlin studierte er Geschichte, Philosophie, Kunstgeschichte und deutsche Literatur. 1924 promovierte er mit seiner Dissertation «Die Aufklärung in Zürich. Die Entwicklung des Zürcher Protestantismus im 18. Jahrhundert». Darüber hinaus beschäftigte er sich eingehend mit den Bereichen Musik und Theater. Als Begleiter seines älteren Bruders Heinrich brach er 1922 zu einer achtmonatigen Weltreise auf. In dieser Zeit begann sich Martin Hürlimann auch mit der Fotografie zu beschäftigen, welche er sich autodidaktisch aneignete. Auf veröffentlichte Aufnahmen Martin Hürlimanns von seiner Weltreise aufmerksam geworden, machte ihm der Berliner Verlag Wasmuth ein Angebot, für die kurz zuvor initiierte Fotobuch-Reihe «Orbis-Terrarum» weitere Bände zu gestalten. In seinem ersten Fotoband widmete sich Martin Hürlimann Frankreich. 1926 bereiste er Indien und das für Reisende nur schwer zugängliche Nepal, zeitweise gemeinsam mit Hans Wehrli, Professor für Ethnologie und Geographie in Zürich. Wenige Monate nach der Rückkehr brach Martin Hürlimann für einen weiteren Fotoband in das damalige Ceylon sowie nach Burma, Siam, Kambodscha und in weitere Länder Indochinas auf. 1929 gründete er in Berlin die Zeitschrift «Atlantis», welche das Themenfeld «Länder, Völker, Reisen» abdecken sollte. 1930 gründete er, ebenfalls in Berlin, den gleichnamigen Atlantis Verlag. In den ersten beiden Jahren war die Verlags-Produktion dominiert von der Zeitschrift «Atlantis» sowie der «Orbis-Terrarum»-Reihe, welche Martin Hürlimann in den Verlag aufnahm. Bereits ab 1933 traten die Bildbände in den Hintergrund. Martin Hürlimann begann in dieser Zeit, die Werke von Ricarda Huch zu verlegen. 1934 erschien das «Atlantisbuch der Musik», welchem zahlreiche Musikbücher im Atlantis Verlag folgen sollten. 1933 heiratete er Bettina Kiepenheuer, Tochter des Verlegers Gustav Kiepenheuer. Die gelernte Typografin war auch eine erfolgreiche Fachfrau und Verlegerin von Kinderbüchern und unterstützte ihren Mann als kritische Partnerin in seiner Arbeit. 1936 gründete Martin Hürlimann aufgrund der zunehmend bedrohlicher werdenden politischen Verhältnisse in Deutschland die Zürcher Niederlassung des Atlantis Verlags. 1939 folgten dann der Umzug und die Verlegung des Verlagssitzes nach Zürich. In Berlin betrieb der Verlag weiterhin eine Zweigstelle, die 1944 bei einem Bombenangriff zerstört wurde. Eine neue Zweigstelle wurde in Freiburg im Breisgau eröffnet. 1964 ging die Zeitschrift «Atlantis» in der Schweizer Kulturzeitschrift «Du» auf, blieb dort aber noch zwei Jahre erhalten. 1967 zog sich Martin Hürlimann aus dem aktiven Verlagsgeschäft zurück. Neben seiner Tätigkeit als Verleger war Martin Hürlimann auch Präsident der Rietberg-Gesellschaft, des Collegium Musicum und des Zürcher Opernhauses sowie Zentralpräsident des Schweizerischen Buchhändler- und Verlegervereins.

Das fotografische Schaffen Martin Hürlimanns steht zu Beginn in engem Zusammenhang mit seinen Reisen. Während der Weltreise von 1922 zeigte sich seine grosse Entdeckerfreude für andere Länder und Kontinente. Reisejournalistisch spezialisierte er sich insbesondere auf Frankreich, Indien und den Fernen Osten und produzierte zahlreiche Fotobände, die sich grosser Beliebtheit erfreuten. Seine Fotobücher erlebten zumeist mehrere Auflagen und wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. Daneben produzierte er auch Reportagen und einzelne Filme. Ab 1930 traten die Reisereportagen in den Hintergrund. Martin Hürlimann fühlte sich einem kulturhistorischen Standpunkt verpflichtet, was sich auch in seinem fotografischen Schaffen niederschlagen sollte. Dem Publikum wollte er geographische und kulturelle Räume in Bild und Text erschliessen. Es war weniger die Aktualität als vielmehr das Bleibende, was ihn interessierte. Für ihn galt es, das als charakteristisch und ästhetisch wirkungsvoll Angesehene in Architektur, Landschaft und Bevölkerung zu zeigen. Seine Aufnahmen, insbesondere die Architekturaufnahmen sind von grosser Präzision und Subtilität in der Lichtführung. Neben Aufnahmen religiöser und profaner Bauwerke, fertigte er zahlreiche Porträtaufnahmen, wobei er weitgehend auf gestalterische Überhöhung seines Gegenübers verzichtete. Als Herausgeber und Redaktor der Zeitschrift Atlantis prägte er die Reisefotografie im deutschsprachigen Raum wesentlich mit. Das hochwertig produzierte «Atlantis» gestaltete er als eine Kombination von Kunst, Literatur und Ethnologie. «Atlantis» war die erste Zeitschrift Europas, die sich auf die Themen «Länder, Völker, Reisen» spezialisierte. Die bekanntesten Reisereporter und Forscher der Zeit fanden in «Atlantis» einen Abnehmer für ihre Bilder. Bis ins hohe Alter besuchte Martin Hürlimann bestimmte Orte in Europa und Asien in regelmässigen Abständen. Diese Reisen hatten vor allem einen kulturwissenschaftlichen Hintergrund, dienten aber auch dazu, die bekannten Aufnahmen von Bauwerken und Landschaften zu aktualisieren. In seinem Schaffen eröffnet sich dadurch eine seltene Langzeitperspektive auf die bereisten Orte und Länder.

1966, David-Octavius-Hill-Medaille.

Literatur & Quellen

Orte